Dienstag, 11. Oktober 2011

Blutuntersuchung

Mein heutiges Ziel war es , 30ml Blut abzugeben, welche zur weiteren Untersuchung benötigt werden. Also wartete ich zehn Minuten vor meinem 17 Uhr Termin in meinem HMO Zentrum darauf, schnell abgefertigt zu werden. Drei Minuten vor 17 Uhr kam die nette Assistenten und fragte mich, ob ich die Röhrchen dabei hätte oder wisse, wo sich diese befänden. Woher soll ich das denn wissen? Ahja, die Kollegin, die alles organisiert hatte, kommt gleich vorbei. Fünf nach fünf kam dann auch Frau N. und bat mich freundlich ins Labor.

Natürlich kenne ich meinen Körper und daher weiss ich, dass Blut abnehmen bei mir nur in sehr seltenen Fällen reibungslos funktioniert. Ich fragte vorsichtshalber Frau N., ich schätze sie auf Mitte zwanzig, ob sie das schon mal gemacht hat. Sie dachte, ich würde scherzen und sagte, sie macht das ca. 60 Mal pro Tag und schon seit sechs Jahren. Irgendwie wusste ich schon zu diesem Zeitpunkt, dass ich mit Frau N. heute noch meinen Spass haben werde. Ich nickte ihr also zu und begann mit einem Smalltalk über die bunten Röhrchen, die Spendenbereitschaft und ob die innere oder äussere Vene meines linken Arms wohl besser geeignet sei. Dann abbinden, alles schön abputzen und der Spass kann beginnen...

Fitz und rein das Ding. Sie: "Gaaaahts ihne?" Ich: "Mir schon, kommt denn was?" Sie: "Isch supr." Erstes Röhrchen ab, zweites Röhrchen dran, zweites Röhrchen ab, drittes dran. Zu früh gefreut Udo. Da war alle. Jedenfalls kam im Röhrchen nix mehr an. Ein bisschen nach der Vene suchen war noch drin aber dann sagte ich, dass es weh tut und es war vorbei; für den Moment jedenfalls. Nach ein paar Minuten Diskussion darüber, dass mir mein rechter Arm heilig ist, um die Maus bedienen zu können, liess ich mich allerdings von Frau N. dazu überreden, dass sie rechts, wo die Vene "soooo guat" ist, ein Mal stechen darf und dann wird das Röhrchen auch gleich voll sein.

Langsam rein... Mhhh... Komisch... Kam nix, lief aber neben der Nadel irgendwie raus. Nadel raus, bisschen Blut mit raus. Jetzt gibt es keine Zitate mehr von Frau N. Das Vakuum war wohl aus dem Röhrchen verschwunden woraufhin nix lief. Sollte ich erwähnen, dass ich ein gelbes Shirt anhatte und auf dem Stuhl ein wenig schwitzte? Das erkannten jetzt auch Unbeteiligte aus 50 Metern Entfernung. Ich musste jetzt Platz machen, weil schon zwei andere Patienten warteten. Ach, zwischenzeitlich kam eine Kollegin schauen. Sie meinte, dass ist nicht schwer. Und zwischenzeitlich erfolgte ein Telefonat mit der Zentrale in Tübingen, um zu klären, ob das Dritte Röhchen wirklich nötig sei. Und es war zwingend nötig. Irgendwie ging es nur um Röhrchen und nicht, dass ich mit zwei zerstochenen Armen dort sitze. Ich bestand darauf, dass Frau N. es nochmal versuchte. Sie sichtlich gestresst. Ich mit einem Grinsen und dem Gedanken, wie sie sich nächstes Mal anstellen würde. Schlechter Gedanke.

Ich nahm im Wartezimmer Platz, trank zwei Wasser, checkte Mails und nach zehn, fünfzehn Minuten, es war nun kurz vor sechs, stand Frau N. in der Tür und holte mich ab. Fangen wir von vorne an, fragte ich und nach einer kurzen Pause fragte ich - diesmal wirklich scherzhaft - ob sie das schon mal gemacht hätte. Sie schaute mich diesmal wortlos an. Abbinden, fühlen, fühlen, abputzen, fühlen, abputzen, fühlen, abputzen, fühlen... Frau N und ihre Kollegin wollten scheinbar den ganzen Abend nur noch fühlen und abputzen, so schien es mir jedenfalls in diesem Moment vorzukommen.

Fitz und autsch. Nun habe ich der Diagnose zufolge innerhalb von einer halben Stunde Rollvenen bekommen. So waren sich die beiden Praxisassistentinnen nun einig. Sie fühlten gemeinsam, die Nadel in meinem Arm, die Vene, die Nadel, die Vene... Ich machte Frau N. jetzt Mut und stand ihr bei: "Kommen sie, sie schaffen das." Weggerollt. "Mir gehts gut und wie gehts ihnen?" bemerkte ich zwischenzeitlich. All meinen Mut zusammen nehmend und den inzwischen deutlich spürbaren Schmerz am Wegdenken sagte ich: "Versuchen sie es nochmal, jetzt klappts!" Fehlanzeige.

Dann durfte die sicher zwanzig Jahre erfahrenere Kollegin ihr Glück versuchen. Fitz, klick, klack und zack direkt mal vier von eigentlich nur drei benötigten Röhrchen abgefüllt. Frau N. war sichtlich erleichtert, endlich meine Proben zu haben. Ich war auch erleichtert und sagte nebenbei "Sechs Jahre sind eine lange Zeit... " Ein Pflaster über die drei Stiche am linken Arm - ja, es muss schliesslich überall gespart werden, dachte ich mir. Ich bekam ein Danke und entgegnete als ich ca. 18.30 an der Zimmertür stand mit "Dank ihnen, Ade".

Damit habe ich mein Ziel heutiges erreicht und bin nun bereit für mein heutiges Date.